Stromausfall gegen Stromausfälle

Quelle: Bevölkerungsschutz 1/13

 

Wie Lastreduzierungen Netzzusammenbrüche verhindern können
und welches Dilemma daraus für den Bevölkerungsschutz und die
Gefahrenabwehrplanung resultiert

Neben den — beinahe täglich auftretenden — kleineren lokal begrenzten Störungen, die in der Regel den Kunden verborgen bleiben, ist die wohl schwerwiegendste anzunehmende Ausprägung eines Stromausfalles der Zusammenbruch eines oder mehrerer der von insgesamt vier in Deutschland bestehenden Übertragungsnetze. Fällt ein Übertragungsnetz aus, sind die nachgelagerten Verteilnetze und deren Verbraucher in der Regel spannungslos. Es kommt zur Großstörung. Je nach Ursache gestaltet sich die Wiederinbetriebnahme (Netzwiederaufbau) nach einem solchen vollständigen Zusammenbruch kompliziert und teilweise langwierig, womit nicht nur von einem großflächigen, sondern auch von einem langanhaltenden Stromausfall auszugehen ist. Die Auswirkungen eines vollständigen und langanhaltenden Netzzusammenbruches (also eines Übertragungnetzes und dessen nachgelagerter Verteilnetze) würden bei weitem die Ausmaße des Stromausfalles im Münsterland (2005) übertreffen. Hinzu kommt, dass die Übertragungsnetze nicht nur deutschlandweit, sondern europaweit gekoppelt sind. Dadurch können sich Störungen in benachbarte Übertragungsnetze europaweit kaskadierend fortpflanzen.


Für den Fall eines Erzeugungsmangels (bzw. zu hoher Verbraucherlast) ist hingegen eine Lastreduzierung geplant. Mit einer Lastreduzierung (auch Lastabwurf) werden entweder einzelne vertraglich gebundene Großverbraucher oder kleinere Versorgungsgebiete von der Stromversorgung abgetrennt. Dadurch können Infrastrukturschäden vermieden, die Netzstabilität sichergestellt und schließlich der gefürchtete vollständige Netzzusammenbruch verhindert werden. Solche, durch Lastreduzierung ausgelösten Stromausfälle, sind damit als „Gegenfeuer“ zu verstehen, um den „Waldbrand“ eines vollständigen Netzzusammenbruches zu verhindern.

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