Die Zukunft des Stroms in Deutschland

Quelle: The Wall Street Journal.de

 

Deutschland hat sich beim Ausbau der erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren selbst übertroffen: Nach der sogenannten Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung aus dem Jahr 2005 sollten Wind-, Sonnenstrom und Co. im Jahr 2010 etwa 12,5 Prozent des Gesamtstromverbrauchs decken. Tatsächlich stieg der Anteil der erneuerbaren Energien in dem Jahr auf 17 Prozent des deutschen Bruttoenergieverbrauchs. Vor allem beim Sonnenstrom fing der Boom damit aber erst an. Weil Solaranlagen immer günstiger wurden, stieg die Rendite der Eigentümer und mit ihr die Zahl der Photovoltaikanlagen: Im vergangenen Jahr deckten erneuerbare Energien schon rund 24 Prozent des deutschen Stromverbrauchs.

Die Energiewende ist nicht nur teuer - sie ist auch eine technische Herausforderung. Weil der Strom aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen nur bei günstigen Wetterbedingungen zur Verfügung steht, braucht es auf absehbare Zeit Kraftwerke, die schnell einspringen können. Ohne konventionelle Kraftwerke droht also der Stromausfall. Doch je mehr Strom aus Sonne und Wind zur Verfügung steht, desto seltener ist der Notfall: Gas- und Kohlekraftwerke müssen zwar betriebsbereit sein, der dort produzierte Strom ist allerdings kaum noch verkäuflich.

 

Kaum ein Experte rechnet aber damit, dass die Speichermöglichkeiten auf absehbare Zeit ausreichen, um die Versorgung durch erneuerbare Energien zu sichern. Allerdings droht auch nicht unmittelbar der Blackout: Derzeit besteht eher ein Überangebot an Strom. Regionale Engpässe im Winter lassen sich durch Netzeingriffe ausgleichen. Wirklich problematisch wird es, wenn die bestehenden Kraftwerke wegen ihres Alters ersetzt werden müssen und es bis dahin keinen Anreiz gibt, neue Kraftwerke ans Netz zu hängen.

Kommentar

Wie so häufig, liegt in diesem Artikel der primäre Fokus  auf kurzfristige finanzielle Aspekte. Leicht wird dabei übersehn, dass mit dem unkontrollierten Ausbau der dezentralen Erzeugung und dem gleichzeitigen Fehlen von zwingend erforderlichen Begleitmaßnahmen die Systemstabilität und damit Versorgungssicherheit leichtfertig aufs Spiel gesetzt wird.

 

Und das Stromversorgungsystem funktioniert wie ein Orchester, nur im perekten Zusammenspiel der einzelnen Akteuere - was aber immer schwieriger wird.

 

Und die Einschätzung der Blackoutgefahr wird wiedereinmal nur einseitig gesehen. Die größte Gefahr ist derzeit nicht ein Strommangel, sondern ein Stromüberschuss, der bei 50,2 Hz das Netz zum Kollaperen bringen kann.