Im Kampf gegen Blackouts und Bürgerproteste - oder der 21. Jänner 2014

Quelle: Süddeutsche Zeitung

 

800 Kilometer Höchstspannung: Eine neue Überlandleitung mit bis zu 70 Meter hohen Masten soll Windkraftstrom von Norddeutschland in den Süden bringen. Die Netzbetreiber wollen Milliarden investieren und sind nun sauer auf die Politiker.

Es ist ein gigantisches Vorhaben, das die Netzbetreiber Transnet BW und Tennet am Mittwoch in Berlin präsentierten: Spätestens 2022 soll eine 800 Kilometer lange Höchstspannungsleitung von Schleswig-Holstein über Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen nach Bayern führen. Sie soll so große Mengen Windstrom vom Norden in den Süden bringen, dass in Bayern und Baden-Württemberg die Lichter auch dann nicht ausgehen, wenn dort die letzten Atomkraftwerke stillgelegt werden.

 

Doch die Netzbetreiber wissen: Die Zeit drängt. Im Kampf gegen den Blackout in Deutschland brauchen sie neue Leitungen. Schließlich müssten die Atomkraftwerke ersetzt und der Strom in Deutschland besser verteilt werden. "Soll die Energiewende gelingen, brauchen wir diese Trasse", sagt Hartman. Schon jetzt stoße das bestehende Netz wegen des Booms bei grünem Strom immer häufiger an seine Grenzen.

21. Jänner 2014

Quelle: Agora Energiewende
Quelle: Agora Energiewende

Am 21.01.2014 wurden zur Spitzenzeit um 12 Uhr von allen Wind- und Sonnenkraftwerken in Deutschland zusammen nur rund 1,9 GW Strom   produziert. Die installierte Leistung beträgt rund 70 GW [Wind, Solar]. Der Tiefpunkt wurde um 17 Uhr erreicht, wo aus Wind- und Sonnenkraftwerken nur mehr rund 0,5 GW zur Verfügung standen. Der Verbrauch lag zu diesem Zeitpunkt bei ca. 76 GW.

Kommentar

Nach der voranschreitenden Stilllegung der noch vorhandenen konventionellen Kraftwerkparks könnte ein solcher Tag für viele Menschen zu einem wirklich dunklen Tag werden. Da helfen dann auch tausende Kilometer Nord-Süd-Leitungen nichts. Hier scheint ein fundamentaler Designfehler in der Energiewende / der eingesetzten Technologien vorzuliegen. Einmal mehr ein Hinweis, dass hier sehr viel Naivität, Blauäugigkeit und Kurzsichtigkeit im Spiel ist. Hier geht es nicht um ein politisches Geplänkel, sondern um die Systemsicherheit in unserer wichtigsten gesellschaftlichen Lebensader!

 

Eine Energiewende kann in einem europäischen Verbundsystem nur auf dieser Ebene gelöst werden - oder durch ein neues zukunftsfähiges dezentrales Systemdesign. Es ist leider nicht zu erwarten, dass eine "Schöpferische Zerstörung" des europäischen Stromversorgungssystems einen Fortschritt für die europäische Gesellschaft bedeuten wird.

 


Zumindest dürften an diesem Tag  die österreichischen Kraftwerksbetreiber ganz gut profitiert haben, da es eine außergewöhnlich hohe Exportquote gab, wie folgende Grafik eindrucksvoll zeigt.

 

Quelle: APG
Quelle: APG

 

Zum Vergleich, ein paar andere Tage:

Quelle: APG
Quelle: APG
Quelle: APG
Quelle: APG
Quelle: APG
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